Vor über einem Jahr versteigerte die Bundesnetzagentur die Frequenzen für die Mobilfunktechnik 5G. Die fünfte Generation des Mobilfunks soll aufgrund ihrer sehr niedrigen Verzögerungszeiten eine Datenübertragung in nahezu Echtzeit ermöglichen! Das bedeutet, dass 5G nicht nur für schnelleres Surfen im Internet sorgen, sondern auch völlig neue Anwendungen ermöglichen soll. Was wir deshalb über den neuen Mobilfunkstandard wissen sollten.
Als tragende Säule steht 5G für die Zukunft der Wirtschaft
Besonders die Wirtschaft, die produzierenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen warten gespannt auf den neuen Mobilfunkstandard. 5G soll die Vernetzung von Fabriken und Logistikketten über mehrere Standorte, autonomes Fahren und den Einsatz von intelligenten Robotern und Sensoren ermöglichen und schneller vorantreiben.
Für die Vergabe und Versteigerung der Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,4 bis 3,7 GHz ist in Deutschland die Bundesnetzagentur zuständig. An der Auktion 2019 nahmen die Telekommunikationsanbieter Drillisch Netz AG (1&1 Drillisch) Telefónica Germany GmbH & Co OHG (O2), Telekom Deutschland GmbH und Vodafone GmbH teil. Die Vergabe der 5G-Frequenzen fiel im Vergleich zu den letzten Auktionen deutlich teurer aus.
5G als tragende Säule zukünftiger Wirtschaftsnationen
Der 5G-Ausbau kann sich jedoch noch einige Jahre hinziehen und wird wohl auch einige Millionen, wenn nicht sogar Milliarden verschlingen. Als tragende Säule steht 5G für die Zukunft der Wirtschaft. Länder wie China, Südkorea, die USA, Japan und auch Europa stehen in einem globalen Wettstreit um die Technik der Zukunft – wer hat als erstes ein funktionierendes und flächendeckendes 5G-Netz und damit zukünftig einen wirtschaftlichen Vorteil? Verschiedene Netzausrüster wie Ericsson (Schweden), Huawei (China) oder Nokia (Finnland) ringen währenddessen um die technologische Vorherrschaft, um entsprechende Komponenten für den Netzausbau zu entwickeln und zu vertreiben.
Was ist 5G und was kostet der Ausbau?
Als 5G wird die fünfte Mobilfunkgeneration bezeichnet, welche die bisherigen Standards 2G (GSM), 3G (UMTS) und 4G (LTE) erweitert. Mit einer Verzögerungszeit von unter einer Millisekunde – was demnach schneller als ein Wimpernschlag ist – sollen Datenraten mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde übertragen werden. Final ist die Entwicklung der 5G-Technik jedoch noch nicht. Viele Funktionen und Eigenschaften sind noch durch das Gremium 3GPP zu beschließen und in den nächsten Jahren durch die Provider umzusetzen.
Nach einer 12-wöchigen Auktion fand am 12.06.2019 die Versteigerung für die 5G-Mobilfunkfrequenzen ein Ende. Die 4 großen deutschen Mobilfunkanbieter zahlten insgesamt über 6,5 Milliarden Euro an die Bundesnetzagentur. Für die bis 2040 versteigerten Frequenzen zahlte die Deutsche Telekom ca. 2,2 Milliarden Euro, Vodafone ca. 1,9 Milliarden Euro, Telefonica 1,4 Milliarden Euro und Drillisch ca. 1 Milliarde Euro. Es wird zukünftig also Funkmasten und -netze von nunmehr 4 statt früher 3 Mobilfunkdienstleistern geben.
Wann wird 5G flächendeckend zur Verfügung stehen und sind neue Endgeräte notwendig?
Um es einfach auszudrücken: Mit 5G können sehr viele Daten sehr schnell transportiert werden. Dies ist technische Besonderheit und Eigenheit zugleich, da diese Frequenzen nur eine eingeschränkte Reichweite aufweisen. Selbst scheinbar einfache Hauswände können sich zu Hindernissen entwickeln und Leistungseinbrüche hervorrufen. Daher sieht der 5G-Ausbau vor, dass zusätzlich zu den bereits bestehenden Anlagen, welche es umzurüsten gilt, neue Sendeanlagen errichtet werden. Diese neuen Anlagen sollen, wenn möglich, in bereits bestehende Infrastruktur wie Multifunktionsgehäuse, Kabelverzweiger, Laternen etc. integriert werden. Debattiert wird auch darüber, die Dächer öffentlicher Gebäude für neue Mobilfunkantennen zur Verfügung zu stellen.
Es ist jedoch ausgeschlossen, dass ein deutschlandweites 5G-Netz entsteht, da ein Teil der 5G-Frequenzen für Firmen, Forschungseinrichtungen und Landwirtschaft reserviert sind. Diese Frequenzen wurden nicht versteigert, sondern können bei der Bundesnetzagentur beantragt werden. Dabei handelt es sich in der Regel um örtlich begrenzte Netze, welche den Betreibern und Forschungseinrichtungen oftmals für ihre Anliegen ausreichen.
In der ersten Ausbauphase wird aufgrund noch benötigter neuer Technik und neuer Mobilfunkmasten eine Echtzeit-Datenübertragung kaum realisierbar sein. Die Deutsche Telekom hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2025 rund 99 Prozent der Bevölkerung und etwa 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit 5G zu versorgen. Bis dahin müssen jedoch noch einige technische Voraussetzungen geschaffen werden. Auch neue Endgeräte werden benötigt, um das volle Leistungsspektrum von 5G nutzen zu können.
Etwa knapp ein Jahr nach dem Start der 5G-Freischaltung von Telekom und Vodafone kann nun endlich auch der spanische Anbieter Telefónica (O2) mit 150 5G-Stationen in einigen deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und München aufwarten. Bis zum Jahresende sollen aber noch viele weitere Antennen installiert werden, um das Netzwerk und die Abdeckung zu erweitern. Im Vergleich zum Telekomnetz, welches bereits über 3.000 diverse Städte und Gemeinden und damit rund 40 Millionen Menschen versorgt, sowie den gut 1.000 Vodafone Antennenstandorten besteht bei Telefónica noch etwas Nachholbedarf. Auf den vierten deutschen Anbieter im Bunde muss hingegen aktuell noch gewartet werden.
Huawei – warum steht der Ausrüster in der Kritik?
Dem chinesischen Ausrüster werden enge Beziehungen zu seiner Staatsregierung nachgesagt, so dass befürchtet wird, dass durch den Einsatz entsprechender Produkte und technischer Komponenten Spionage oder Sabotage eine mögliche Plattform gegeben wird. Diese Anschuldigungen werden jedoch vehement von Huawei bestritten.
In Deutschland ist Huawei einer der wichtigsten Netzausrüster. Bei den Telekommunikationsanbietern werden und wurden vielfach Komponenten von Huawei für den Netzausbau eingesetzt. Da die bisherigen Standards und 5G aufeinander aufbauen, können bereits verbaute Netzkomponenten von Huawei relativ einfach von 4G auf 5G umgerüstet werden. Sollte nun jedoch der chinesische Ausrüster vom Netzausbau ausgeschlossen werden, müssten auch die 4G-Anlagen von Huawei vollständig überholt werden, obwohl diese eigentlich voll funktionsfähig sind. Die deutsche Bundesregierung hat sich bisher noch nicht abschließend zum Einsatz Huaweis für den 5G-Netzausbau geäußert.
Die Zukunft von 5G in Deutschland
Es ist abzusehen, dass der 5G Standard zukünftig neue Maßstäbe hinsichtlich Datengeschwindigkeit, Reaktionszeit, Netzkapazität und Sicherheit setzen wird. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob 5G den Erwartungen im Einsatz und Umgang sowie den damit verbundenen Vorstellungen entspricht oder sie gar übertrifft.
Im nationalen und auch im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim 5G-Ausbau doch deutlich hinterher. Für die Leistungsfähigkeit von 5G-Netzen sind massive Investitionen in die gegenwärtige Netzstruktur notwendig. Dazu zählt nicht nur der großflächige Glasfaserausbau zur Anbindung der Antennenstandorte, sondern endlich auch eine Entscheidung der Bundesregierung zum Einsatz von Huawei-Komponenten. Antennenstandorte dürfen dann nicht nur in den deutschen Großstädten gebaut werden, sondern müssen auch an infrastrukturell wichtigen Knotenpunkten wie Autobahnen oder entlang der Bahnschienen installiert werden.
Die vier deutschen Mobilfunkanbieter müssen in den nächsten Monaten und Jahren noch einige Hürden überwinden, um die Digitalisierung Deutschlands voran zu treiben. 5G-Antennen, welche beispielsweise auf 3,6 GHz senden, haben nur eine Reichweite von knapp einem Kilometer. Die von Telefónica gestellten 150 Antennen würden demnach nicht mal ausreichen, um eine Metropole wie Hamburg flächendeckend zu versorgen. Ländlich geprägte Gebiete wie etwa Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg werden demnach wohl noch deutlich länger auf den superschnellen 5G-Standard warten müssen. Bisher profitieren hauptsächlich Industrie und Forschung von der 5G-Technik, da eigene Testfelder installiert werden, um die Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsfälle zu testen. Die breite Öffentlichkeit muss sich noch gedulden, um unterwegs Netflix, Amazon Prime und Co. in Sekundenschnelle in HD zu streamen.